Im Mittelalter waren es hundert, jetzt sind es nur noch zehn: Die
Halligen sind kleine Trotzburgen gegen den "blanken Hans" - und ihr
Erhalt steht im Mittelpunkt der Bemühungen der Bewohner. Alle männlichen
Bewohner sind beim Küstenschutz angestellt und arbeiten das ganze Jahr über an
den Hallig-Rändern.
Jedes Jahr werden in mühevoller Handarbeit 400 Meter Rauhpflasterwall, wie der
Fachmann zum Deich sagt, geschaffen. Täglich werden dazu mit einem Fährschiff
große Steine angeliefert, die dann mit der Hand aufgeschichtet werden. Eine
Sisyphusarbeit, denn auch das Meer gibt den Kampf nicht auf. Sturm und Wasser
reißen immer wieder große Löcher in den Schutzwall.
Die
meisten Halligen sind im Laufe der Geschichte Opfer der Fluten geworden. Viele sind
durch Eindeichung "landfest" gemacht worden, so zum Beispiel der
heutige Haupthafen der Region Dagebüll. Einige wuchsen zusammen, so etwa
Nordmarsch, Butwehl und Langeneß zu Langeneß. Heute gibt es zehn Halligen:
Langeneß, Hooge, Nordstrandischmoor, Hallig Oland, Gröde, Habel, Norderoog,
Süderoog, Südfall und die Hamburger Hallig.
Die größte und auch jüngste Hallig von ihnen ist die Langeneß, die früher einmal aus drei Halligen bestand. Auf den circa 20 Warften
leben über 100 Menschen, die ihren Unterhalt hauptsächlich durch Landwirtschaft
und Küstenschutz verdienen. Doch seit dem die Fährschiffe täglich zwischen
Langeneß und dem Festland hin und her tuckern, ist auch der Tourismus eine
wichtige Einnahmequelle.
Im Gegensatz zu Inseln, sind Halligen nicht mit Deichen
ausgestattet, da sie als Wellenbrecher fürs Festland dienen. So kommt es
mehrmals im Jahr zu einem "Landunter", an das sich Tiere, Pflanzen
und Bewohner anpassen müssen. Bei einer starken Überflutung sind nur noch die
Warften von der Hallig zu sehen.
Warften sind aufgeworfene Erdhügel, auf denen
die Halligbewohner auch bei einer Sturmflut in Ruhe hausen können.Bei "Landunter" steigt das Wasser drei Meter über Normal
Null an und setzt die Halligen dann vollständig unter Wasser. Das Vieh muss in
Sicherheit gebracht werden und alle ziehen sich auf ihre Warft zurück. Das ist
ein künstlicher Sandhügel, auf dem das Gehöft steht und das bei "Land
unter" als einziges noch aus dem Wasser ragt. Eine seltsame Stille umgibt
dann die Halligen. Keine Post, kein Besucher, einfach nur Ruhe. Ein Moment, den
die Bewohner ganz besonders genießen. Für sie ist dies ein Moment der
Gelassenheit und der Verbundenheit mit der Natur. Von Angst vor der Bedrohung
"blanker Hans" keine Spur.